Der Ohrengeier

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Ohrengeier zusammengestellt.

Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Torgos tracheliotos
Englisch:   Lappet-faced Vulture
Französisch:   Vautour oricou
Schwedisch:   Örongam
Spanisch:   Buitre Orejudo
Italienisch:   Avvoltoio orecchiuto
Russisch:   Африканский ушастый гриф

Ohrengeier, Aegypius tracheliotus, Torgos tracheliotus, Lappet-faced Vulture, Nubian Vulture, vögel, birds, greifvögel, Accipitriformes, raptors, geier, vulturePorträt  Ohrengeier

Beschreibung und Bestand des Ohrengeiers

Mit einer Körpergröße von knapp über einem Meter und fast drei Meter Flügelspannweite zählt der Ohrengeier zu den größten Vertretern der Altweltgeier.

Abessinien; Aegypius tracheliotus; Aethiopien; Ethiopia; Lappet-faced Vulture; Nubian Vulture; Ohrengeier; Torgos tracheliotus; birds; falconiformes; geier; greifvögel; pröhl; raptors; vulture; vögel; Äthiopien

Mit drei bekannten Unterarten besiedelt er als ausgesprochener Standvogel weite Teile Afrikas und Vorderasiens. Hier vertritt er den sehr ähnlichen aber hauptsächlich weiter nördlich und östlich vorkommenden Mönchsgeier.

Der Gesamtbestand der Art wird bei abnehmender Tendenz heute allerdings weltweit auf nicht einmal mehr 6000 erwachsene Exemplare geschätzt.

“ In der Westpaläarktis lebt gegenwärtig nur noch eine kleine isolierte Population in Nordwest-Afrika, d.h. im nördlichen Mauretanien sowie einige wenige Paare im südöstlichen Zipfel Ägyptens an der Grenze zum Sudan; 1984 wurden dort noch vier besetzte Nester gefunden.“(2)

Der Ohrengeier wird deshalb heute von der IUCN als gefährdet eingestuft (8).

Als Hauptursachen für den anhaltenden Bestandsrückgang ist wahrscheinlich die direkte Verfolgung durch den Menschen (Abschuss oder Vergiftungen durch Giftköder) anzunehmen. „Daneben spielen Futterverknappung, Pestizide, Stromtod und menschliche Störungen eine nicht unerhebliche Rolle.” (2)

Lebensraum und Nahrung des Ohrengeiers

Ohrengeier sind typische Bewohner kaum von Menschen besiedelter Trockensavannen, Steppen oder Wüsten. Im Gebirge kommen sie regelmäßig bis zu einer Höhe von 3000 m vor – in Ausnahmefällen sogar bis mehr als 4000 m.

Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus Kadavern großer und kleinerer Säugetiere, Vögel und Reptilien. Bei einer einzigen Mahlzeit kann dabei mitunter fast ein Viertel des eigenen Körpergewichts aufgenommen werden. Regelmäßig gelingt es den dominanten Geiern auch anderen Greifvögeln die Beute abzunehmen und vereinzelt wurde sogar die Jagd auf kleinere Wirbeltiere beobachtet.

Die typischen Suchflüge der Geier können dabei beeindruckende Distanzen erreichen. So wurden zum Beispiel in Israel Strecken von mehr als 150 km für nahrungssuchende Ohrengeier nachgewiesen.

Fortpflanzung des Ohrengeiers

Ohrengeier erlangen ihre Geschlechtsreife wohl kaum vor dem 5. Lebensjahr.

Ohrengeier zwischen Sperber- und Weißrückengeiern

Die Brutzeit kann entsprechend der geografischen Lage über das gesamte Jahr variieren. Im nördlichen Afrika liegt sie aber meist zwischen November und Juni.

Die umfangreichen Horste werden oft in den Kronen von Akazien errichtet und können dabei Ausmaße von mehr als 2 m Durchmesser und fast 1 m Höhe erreichen. Dort hinein legt das Weibchen ein einziges, fast 10 cm großes, auf weißem Grund braun geflecktes Ei.

Die beiden Altvögel, die wohl meist eine lebenslange Dauerehe führen, bebrüten dieses Ei etwa acht Wochen. Die anschließend ebenfalls von beiden Partnern praktizierte Jungenaufzucht nimmt danach nochmals rund vier Monate in Anspruch. Nach dem Ausfliegen wird der Nachwuchs in der Regel weitere vier bis fünf Monate mit Nahrung versorgt.

Als Höchstalter wurde für den Ohrengeier bisher 40 Jahre nachgewiesen.

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Birdlife International 2017. Torgos tracheliotos (geänderte Fassung von 2016 Beurteilung). Die IUCN Rote Liste gefährdeter Arten 2017: e.T22695238A118631696. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22695238A118631696.en . Heruntergeladene auf5. April 2019. (8)