Der Wanderfalke

Der Beitrag mit interessanten Informationen über den Wanderfalke wird derzeit noch von uns vorbereitet. Bis zur Fertigstellung können Sie sich eine Bildauswahl zu dieser Art bei www.fokus-natur.de anschauen.

Lateinisch:   Falco peregrinus
Englisch:   Peregrine Falcon
Französisch:   Faucon pèlerin
Schwedisch:    Pilgrimsfalk
Spanisch:   Halcón Peregrino
Italienisch:   Pellegrino
Russisch:   Сапсан

Falco peregrinus; Wanderfalke; greifvögel
Porträt Wanderfalke

Historisches zum Wanderfalken

„In Mitteldeutschland bewohnt der Wanderfalke ausgedehnte Waldungen, am liebsten solche, in deren Mitte sich steile Felswände erheben. Ebenso häufig trifft man ihn im waldlosen Gebirge, und gar nicht selten endlich sieht man ihn inmitten großer, volksbelebter Städte. Auf den Kirchtürmen Berlins, auf dem Stephansturm in Wien, auf den Domen von Köln und Aachen habe ich ihn selbst als mehr oder weniger regelmäßigen Bewohner beobachtet, daß er auf anderen hohen Gebäuden sogar ständig vorkommen soll, durch glaubwürdige Beobachter erfahren.“(7)

Falco peregrinus; Wanderfalke; greifvögel; pröhl

Dieser Einschätzung Alfred Brehms über den Wanderfalken als „Allerweltsvogel“ folgte allerdings ein Zeitalter rücksichtsloser Verfolgung und Dezimierung, so dass Horst Stern etwa 100 Jahre später folgende ernüchternde Einschätzung treffen musste: „Doch ist die Bilanz der Bestandszahlen aus neuester Zeit geradezu katastrophal: in den riesigen USA nur noch zwanzig Paare, in Finnland binnen kurzer Zeit von rund 1000 auf etwa zwanzig Paare zusammengeschrumpft, in Schweden nur noch vier Paare und in den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland während der letzten zwanzig Jahre ausgestorben. In Bayern und Baden-Württemberg konnte sich dank intensiver Schutzbemühungen noch ein kleiner Restbestand halten. Zu spät kamen Schutzmaßnahmen in Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Österreich und in der DDR…

… Wie kam es zu dieser katastrophalen Entwicklung? Als begehrter Beizvogel für die Falknerei wurden und werden leider immer noch (heute natürlich illegal) viele Jungvögel ausgehorstet. Der Handelswert eines Wanderfalken liegt zwischen 3.000 und 20.000 DM. Allein in Baden-Württemberg werden vierzig Wanderfalken in Gefangenschaft gehalten. Taubenzüchter, vom hohen Anteil der Tauben in der Beuteliste alarmiert, zerstören Brutplätze. Die letzten Zufluchtsstätten sind auch beliebte Übungsplätze für Kletterer, die unbeabsichtigt die brütenden Wanderfalken in den Felshorsten zur Aufgabe ihrer Gelege zwingen. Hinzu kommt, daß von jungen mittel- und nordeuropäischen Wanderfalken, die im Winter das Mittelmeergebiet aufsuchen, zu viele abgeschossen werden.

Ganz besonders schwerwiegend haben sich Umweltgifte (Biozide) ausgewirkt. Über den mütterlichen Organismus gelangen DDT und seine Umwandlungsprodukte in die Eier. Ansammlungen von solchen Giften führen zu einer Verdünnung der Eischale. Die Eier zerbrechen beim Brüten, oder die sich entwickelnden Küken werden so geschädigt, daß sie vor dem Schlüpfen sterben. “ 

Falco peregrinus; Peregrine Falcon; Wanderfalke; birds; falconiformes; greifvögel; pröhl; raptors; vögel

Bestand und Vorkommen des Wanderfalken

Es ist wirklich fast unvorstellbar, dass heute wieder 1200  Brutpaare in Deutschland brüten (2), 14.900 – 28.800 Paare in ganz Europa und weltweit vorsichtig ein Bestand von 100.000 – 499.999 erwachsenen Wanderfalken geschätzt wird (8).

Zu verdanken ist dieser Erfolg des Naturschutzes vor allem der Verschärfung von Artenschutzbestimmungen und dem internationalen Verbot einiger gefährlicher Chemikalien für den Einsatz in der Landwirtschaft und mit Sicherheit war diese Entwicklung  nicht abzusehen, als der NABU (damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz – DBV) 1971 den Wanderfalken zum ersten “Vogel des Jahres” ausrief.

Wanderfalken besiedeln heute wieder in mindestens 17 Unterarten alle Kontinente mit Ausnahme der Antarktis und werden deshalb oft als die am weitesten verbreiteten Vögel der Welt bezeichnet.

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Besiedelt werden dabei fast alle Lebensräume, wenn sie den im freien Luftraum jagenden Vögeln ein ausreichendes Nahrungsangebot bieten und geeignete Brutmöglichkeiten vorhanden sind. Da auch Wanderfalken, wie ihre nahen Verwandten keine eigenen Nester errichten, sind das in erster Linie alte Horste anderer Greifvögel oder Rabenvögel in steilen Felswänden,  in letzter Zeit aber auch wieder in zunehmendem Maße hohe Gebäude. Des Weiteren sind Bodenbruten in baum- und felslosen Landschaften ebenfalls nichts Außergewöhnliches.

Eine ursprünglich von Norddeutschland bis zum Ural verbreitete Baumbrüterpopulation war in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fast ausgestorben. „Nur in den großen Waldgebieten westlich des Urals zwischen Gorki (= Nischni Nowgorod) und Perm hat eine kleine Restpopulation von baumbrütenden Wanderfalken knapp überlebt, räumlich getrennt von Felsbrütern in Flusstälern und Bodenbrütern auf Hochmooren. Die Baumbruten sind eine Spezialanpassung an felsfreie Waldgebiete; dabei spielen Prägungsvorgänge und Traditionsbildung offensichtlich eine entscheidende Rolle. Durch die Prägung gezüchteter Jungfalken gelang in Ostdeutschland die Wiederansiedlung der ersten Baumbrüterpaare im früheren Lebensraum. Dabei konnte auch die habitattreue Nistplatzwahl bestätigt werden, denn es fehlt weitgehend der Austausch zwischen den Populationen unterschiedlichen Nistplatztyps.“ (2). Inzwischen leben im nordostdeutschenTiefland wieder fast 50 baumbrütende Wanderfalkenpaare.

Zug- und Brutverhalten des Wanderfalken

Während nordische Wanderfalken als Zugvögel in südlicheren Gefilden überwintern, verbringen unsere heimischen Brutvögel auch den Winter in der weiteren Umgebung ihres Nistplatzes.

Die Brutzeit unserer einheimischen Wanderfalken beginnt dabei normalerweise im sehr zeitigen Frühjahr – meist im Februar – mit der Balzphase. Ab Mitte März schließt sich dann die Zeit der Eiablage an. Die drei bis vier Eier werden etwas mehr als 30 Tage bebrütet. Den Hauptanteil der Bebrütung und Betreuung des Nachwuchses in dessen ersten Lebenstagen übernimmt das Weibchen. Aber auch das Männchen kann neben der Nahrungsbeschaffung für die ganze Familie durchaus bis zu einem Drittel der Brutpflege absichern. Fünf bis sechs Wochen verbringen die Jungvögel im Nest. Auch nach dem Ausfliegen werden sie anschließend noch bis zu vier Wochen von den Eltern mit Nahrung versorgt.

Das Beutespektrum der Wanderfalken ist sehr weit gefächert und umfasst eigentlich alle im jeweiligen Lebensraum vorkommenden Vogelarten. Gejagt wird dabei ausschließlich im freien Luftraum mit einer Fluggeschwindigkeit, die im Sturzflug mehr als 300 Stundenkilometer erreichen kann. Bevorzugt handelt es sich dabei oft um Haustauben, Drosseln oder Krähenvögel.

Neue Bedrohungen für den Wanderfalken

Obwohl die positive Bestandsentwicklung der letzten Jahre an vielen Vorkommensorten die globale Situation der Art derzeit als stabil erscheinen lässt, bestehen auch heute noch und selbst bei uns durchaus ernst zu nehmende Gefährdungen für Falco peregrinus. Mebs/Schmidt (2) nennen dazu folgende wesentliche Punkte:

„1. Die Belastung von Wanderfalkeneiern mit Bioziden, speziell mit DDT bzw. PCB ist stellenweise immer noch sehr hoch und erregt Besorgnis.

2. Ein neuer, sehr ernster Gefährdungsfaktor ist die genetische Verfälschung der mitteleuropäischen Populationen durch männliche GerfalkenxWanderfalken-Hybriden, die ihren Züchtern oder Haltern entflogen sind und sich dann in freier Natur mit Wanderfalken-Weibchen erfolgreich verpaaren.

3. Bei Gebäudebruten kommt es ziemlich häufig zu Unfällen frisch ausgeflogener Jungfalken.

4. An mehreren Brutplätzen in Deutschland haben neuerdings Vergiftungsaktionen stattgefunden, die wahrscheinlich auf Taubenzüchter zurückzuführen sind.

5. Auch Abschüsse und Aushorstungen kommen immer noch vor.“     

Falco peregrinus; Peregrine Falcon; Wanderfalke; baumbrüter; birds; couple; falconiformes; greifvögel; kopula; mating; paar; paarung; pröhl; raptors; vögel

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
  • Birdlife International. 2016. Falco peregrinus . Die IUCN Rote Liste gefährdeter Arten 2016: e.T45354964A95143387. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T45354964A95143387.en . Heruntergeladen am 9. Januar 2019 . (8)