Der Schwarzmilan

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Schwarzmilan zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Milvus migrans
Englisch:   Black Kite
Französisch:   Milan noir
Schwedisch:   Brun glada
Spanisch:   Milano negro
Italienisch:   Nibbio bruno
Russisch:   Чёрный коршун

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Porträt Schwarzmilan

Beschreibung des Schwarzmilans

Mit einer Körpergröße von fast 60 cm und einer Flügelspanne bis zu 150 cm ist der Schwarzmilan oder Schwarzer Milan zwar etwas kleiner als seine Schwesterart aber immer noch geringfügig größer aber auch schlanker als ein Mäusebussard. Der gravierendste Unterschied zum Rotmilan liegt aber in der Verbreitung der Art. Während Milvus milvus fast nur in Europa vorkommt, wird Milvus migrans von Vielen als häufigster und weitestverbreitete Greifvogel der Welt betrachtet. Weite Teile Europas Asiens und Afrikas werden von ihm ebenso besiedelt wie Neuguinea und Australien.

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Rotmilan – Schwarzmilan

Eine Art mit so großen Beständen und weiter Verbreitung bringt auch die Wissenschaft immer wieder an die Grenzen systematischer Zuordnungen. So musste z.B. Dr. Mauerbersger im Urania Tierreich Band „Vögel“ von 1969 feststellen: „ Wir haben hier alle Schwarzmilane als eine Art behandelt, in Wahrheit geben sie dem ordnenden Systematiker ein kaum lösbares Rätsel auf. Die ostasiatischen Formen werden nämlich meist als besondere Art (Milvus lineatus) aufgefasst, nicht als Unterarten unseres Vogels. Der Maßstab für die Einstufung ist das Verhältnis der betrachteten Formen zueinander: leben sie im selben Gebiet nebeneinander, ohne sich zu vermischen, gelten sie als wohlentwickelte echte Arten, können sie das aber nicht, sondern leben entweder in getrennten Räumen oder gehen beim Zusammentreffen ineinander auf, so bilden sie Untergliederungen derselben Art. Bei den Schwarzmilanen sind die Verhältnisse jedoch verwickelter: im Uralgebiet vermischen sich die beiden Formen, verhalten sich also wie Unterarten, im westlichen Himalaya dagegen leben sie wie gute Arten nebeneinander. Dieses unterschiedliche Verhalten, das einen Teil des sogenannten Artproblems verdeutlicht, ist weniger rätselhaft, wenn man sich vergegenwärtigt, daß in der Entwicklungsgeschichte des Lebendigen Zwischenformen erscheinen müssen, die sich weder der einen oder noch der folgenden Entwicklungsstufe ohne Zwang zuordnen lassen.“

Trotz vielfältiger Fortschritte insbesondere im Bereich der Molekularbiologie sind die Verhältnisse bei den Schwarzmilanen auch heute immer noch nicht unumstritten und unterliegen weiter einer ständigen Veränderung. So erfolgte z.B. in den letzten Jahren die Abtrennung von Milvus aegyptius, dem Schmarotzermilan – im Englischen Yellow-billed Kite genannt – als eigene Art.

Insgesamt ist derzeit weltweit von sechs bis sieben anerkannten Unterarten auszugehen, die in den Überschneidungsgebieten noch zusätzliche hybridisieren. Die IUCN (8) schätzt den Weltbestand des Schwarzmilan derzeit auf fast zwei Millionen Exemplare. Nur etwas mehr als 10 % davon leben in Europa – etwa 81.000 bis 109.000 Brutpaare.

Entgegen dieser hohen Individuenzahl ist die Bestandstendenz in den einzelnen Vorkommensgebieten recht unterschiedlich und insgesamt wird ein leichter Bestandsrückgang vermutet. Bestandseinbußen sind dabei auch heute noch besonders durch Biotopzerstörung infolge der Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und direkte menschliche Verfolgung zu verzeichnen. Selbst an sich positive Entwicklungen, wie eine teilweise Abnahme der Eutrophierung unserer Landschaft, die Nutzung der Windkraft oder die schnelle Abdeckung von Hausmülldeponien scheinen durch die Reduzierung des Nahrungsangebotes möglicherweise negativen Einfluss auf die regionalen Bestandszahlen haben.

Lebensraum und Zugverhalten des Schwarzmilans

Schwarzmilane bevorzugen gewässerreiche Lebensräume der Ebenen.

Einblicke in das Milanleben finden wir wieder einmal in den bildhaften Berichten Alfred Brehms (7): „Hohe Bäume sucht der Schwarze Milan nur deshalb auf, um auf ihnen zu horsten oder zu schlafen. Im Laufe des Tages zieht er fortwährend über und unter den Gebüschen und längs der Gewässer umher. Sein ganzes Sein und Wesen erfordert eine flache Gegend mit viel Wasser … Er ist ein geselliger Vogel, der da, wo er auftritt, stets in großer Anzahl gefunden wird und auch die Geselligkeit anderer Familiengenossen sucht. Die Nähe der Ortschaften meidet er schon in Niederösterreich nicht, noch weniger aber in Ungarn wo er sogar Städte, die Hauptstadt nicht ausgeschlossen, oft besucht und in deren Inneren sich längere Zeit umhertreibt.“

Europäische Schwarzmilane sind Langstreckenzieher, die uns ab August verlassen und  etwa ab Oktober den Winter südlich der Sahara in West- und Zentralafrika verbringen. Der Zughöhepunkt bei Gibraltar liegt um die Monatswende August/September. Nach der Rückkehr beginnt die Brutsaison meist im April mit dem Nestbau und auffälligen Schauflügen.

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Fortpflanzung des Schwarzmilans

Dazu nochmals A. Brehm (7): „Der Flug des Vogels ist außerordentlich schön, insbesondere, wenn er über dem Wasserspiegel großer Ströme gaukelt, wie er dies viertelstundenlang zu tun pflegt. Doch gewinnt man erst im Frühjahr zur Paarungszeit die richtige Vorstellung von seinen Flugkünsten. Von der Liebe erregt, steigt das Paar hoch in die Lüfte und kreist. ‚Plötzlich läßt sich der eine oder der andere Gatte mit schlaff hängenden Flügeln bis knapp über die Wasserfläche fallen, zieht dann pfeilschnell in krummen Linien eine kurze Strecke dahin, fliegt rasch wieder zurück, rüttelt wie ein Turmfalke und führt die wunderbarsten Bewegungen nach allen Richtungen aus … Sein einfach gebauter Horst steht tiefer als halbe Baumeshöhe auf den stärksten Bäumen, meist in den Zwiesel zwischen dem Stamm und einem dicken Aste. Dünn übereinandergelegte Reiser bilden den liederlichen Bau, über dessen Rand man schon von weitem den gegabelten Stoß des Weibchens hervorragen sieht. “  

Milantypisch ist die Innenauspolsterung der Nester mit den unterschiedlichsten Materialien: Laub, Moos, Gras aber auch Tierhaare oder Vogelfedern und häufig verschiedene Abfälle und größere Erd- oder Lehmportionen.

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Erstaunlich ist übrigens, dass Schwarze Milane ihre Geschlechtsreife erst im Alter von vier bis fünf Jahren erreichen sollen.

Das durchschnittliche Schwarzmilangelege besteht aus zwei bis drei, selten sogar vier oder fünf Eiern, die etwas mehr als 30 Tage bebrütet werden. Das Männchen löst die Partnerin dabei nur sehr selten, kurzzeitig beim Brüten ab. Auch die ersten Wochen nach dem Schlupf der Jungen verbringt das Weibchen meist auf dem Horst und füttert, bewacht, hudert oder beschattet ihren Nachwuchs und wird dabei vom Männchen mit Nahrung versorgt. Das Nahrungsspektrum ist dabei entsprechend des jeweiligen Lebensraums sehr vielfältig und umfasst neben lebender Beute auch einen hohen Anteil Aas und Abfälle. Beutetiere sind neben Fischen auch Säugetiere bis etwa Kaninchengröße, Vögel bis Taubengröße, Amphibien, Reptilien, Großinsekten und gelegentlich sogar Regenwürmer.

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flügger Jungvogel
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Horst mit Gelege

Bis zu sieben Wochen werden die jungen Milane im Nest versorgt und auch anschließend noch mehrere Wochen von den Altvögeln betreut, ehe sie ihre vollständige Selbstständigkeit erreichen. In Freiheit können sie dann ein Alter von über 20 Jahren erreichen. In Gefangenschaft wurden sogar 28 Jahre nachgewiesen.

Eine Besonderheit der Schwarzmilane ist ihr geselliges Sozialverhalten. Ansammlungen von vielen Hundert Individuen an Gemeinschaftsschlafplätzen oder bei besonders günstigem Nahrungsangebot sind deshalb keine Seltenheit.

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Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
  • IUCN Rote Liste gefährdeter Arten 2016: e.T22734972A95097654. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22734972A95097654.en . Heruntergeladen am August 2018 (8)