Der Mäusebussard

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Mäusebussard zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Buteo buteo
Englisch:   Common Buzzard
Französisch:   Buse variable
Schwedisch:   ormvråk
Spanisch:   Ratonero común
Italienisch:   Poiana
Russisch:   Обыкновенный канюк

Buteo buteo; Mäusebussard; greifvögel; hochformat; leo; vögel
Porträt Mäusebussard

Der Mäusebussard ist unser mit Abstand häufigster Greifvogel. Der Weltbestand wird derzeit vorsichtig auf 2.170.00 – 3.690.000 erwachsene Vögel geschätzt (8). Etwa 75 % davon leben in Europa; in Deutschland etwas mehr als 100.000. 

Buteo buteo; Buzzard; Mäusebussard; birds; falconiformes; greifvögel; raptors; vögel

Beschreibung des Mäusebussards

„Buse variable“ wird der Mäusebussard in Frankreich genannt; ein Hinweis auf die Variabilität der Vögel, die Alfred Brehm folgendermaßen beschrieb (7): „Über die Färbung ist schwer etwas allgemein Gültiges zu sagen, denn der Bussard ändert in außergewöhnlichem Maße ab, so daß man selten zwei vollkommen gleich gefärbte Stücke sieht. Einzelne sind gleichmäßig schwarzbraun, auf dem Schwanze gebändert, andere braun auf Oberseite, Brust und Schenkel, sonst aber auch auf licht braungrauem Grunde quer gefleckt, andere lichtbraun, bis auf den Schwanz längsgestreift, andere gelblichweiß mit dunkleren Schwingen und Schwanzfedern, auf der Brust gefleckt, auf den Steuerfedern gebändert usw. Die Iris ist in der Jugend graubraun, später rötlichbraun, im hohen Alter grau, die Wachshaut wachsgelb, der Fuß hellgelb, der Schnabel am Grunde bläulich, an der Spitze schwärzlich.“

Buteo buteo; Buzzard; Mäusebussard; birds; falconiformes; flight; flug; greifvögel; pröhl; raptors; vögel
Mäusebussard Buteo buteo
Accipitriformes; Buteo lagopus; Rauhfußbussard; Rough-legged Buzzard; birds; flight; flug; greifvögel; juvenil; pröhl; raptors; vögel
Rauhfußbussard        Buteo lagopus

Trotz dieser vielfältigen Farbvarianten besteht in unsern Breiten eigentlich nur Verwechslungsgefahr mit dem, in den Wintermonaten bei uns auftretenden Rauhfußbussard. Beide Arten sind infolge nur minimaler Größenunterschiede und den bei beiden Arten zahlreichen, in braunen Farbtönen gehaltenen Farbvarianten für den Laien nur schwer zu unterscheiden. Der beim Rauhfußbussard typische dunkle Fleck an der Handwurzel der Flügelunterseite kann gelegentlich auch bei Mäusebussarden auftreten. Ebenso wie das dunkle Bauchschild der nordischen Art. Lediglich der auffallend helle Schwanz mit einer deutlichen dunklen Endbinde unterscheidet Buteo lagopus sicher von seinem einheimischen Vettern mit 8-10fach quergebänderten Schwanzfedern.

Verbreitung des Mäusebussards

Außer auf Island und den nördlichen Regionen Schwedens, Norwegens, Finnlands und Russland ist Buteo buteo buteo über ganz Europa verbreitet. Besiedelt werden fast alle Lebensraumtypen bis in Höhen von fast 2000 m über dem Meeresspiegel.

Hin und wieder erscheinen bei uns Vögel der östlichen Unterart Buteo buteo vulpinus, dem sogenannten Falkenbussard, der den Mäusebussard im Osten vertritt und in weiten Teilen Zentralasiens die vorherrschende Form ist. Er ist etwas zierlicher, oft rotbräunlich gefärbt, ähnlich dem Adlerbussard und ein ausgesprochener Zugvogel, der den Winter im südlichen Afrika verbringt. An den bekannten Zugschwerpunkten in Batumi, in Israel und Ägypten wird er oft in riesigen Formationen ziehend beobachtet.

Buteo buteo; Mäusebussard; flug; greifvögel; pröhl

Brutverhalten des Mäusebussards

Geschlechtsreif werden Mäusebussarde normalerweise ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr.

Ende des Winters (Februar/Anfang März) werden bei uns die Brutreviere besetzt, durch Schauflüge und laute Rufe markiert und gegen Artgenossen verteidigt. Die Nester werden meist in mittleren Höhen (unter 20 m) in Bäumen errichtet. In Gebirgsgegenden sind aber auch Felshorste keine Seltenheit.

Die zwei bis vier Eier werden meist ab April für fast fünf Wochen bebrütet. Anschließend versorgen beide Altvögel ihre Jungen bis zu sieben Wochen auf dem Horst.

Es dauert aber meist noch mehr als sechs Wochen, bevor sie ihre vollständige Selbstständigkeit erreichen und das Brutrevier ihrer Eltern verlassen. 

In der Natur wurde ein Höchstalter von 26 Jahren, in Gefangenschaft sogar 30 Jahre nachgewiesen.

Zum Schutzstatus des Mäusebussards

Auch der Mäusebussard musste als angeblicher „Schädling“ Jahrhunderte unter der direkten Verfolgung des Menschen leiden. Aber selbst Alfred Brehm äußerte schon in seiner „ greifvogelfeindlichen“ Zeit erste zaghafte Bedenken (7): “Jeder Übergriff des Mäusebussards wird mit mißgünstigen Blicken bemerkt, seine uns Nutzen bringende Tätigkeit dagegen häufig unterschätzt. Was die Übergriffe dieser Raubvögel anlangt, so gestehe ich sie ohne weiteres zu, ebenso wie ich sie auch früher nicht verschwiegen habe, muß aber erklären, daß ich trotz alledem in keiner Weise von der überwiegenden Schädlichkeit des Bussards überzeugt worden bin.“

Erst hundert Jahre später, in der zweiten Hälfte des vorigen  Jahrhunderts, brachten gesetzliche Regelungen auch bei uns eine Wende im Umgang mit den Greifvögeln.

Dass es aber auch damals trotz klarer Gesetzeslage noch viele Probleme gab, die auch bis heute noch nicht immer und überall gelöst sind, zeigt uns ein Blick in den Band 185 der Neuen Brehm-Bücherei „Der Mäusebussard“ des A. Ziemsen Verlages von 1976 (3.Auflage). Auch schon damals unterlag der Mäusebussard dem Jagdgesetz der DDR mit einer ganzjährigen Schonzeit.

Dennoch trifft  Manfred Melde in seinem Werk folgende Einschätzung: „Die meisten Menschen bezeichnen ihn als schädlich, genau wie alle anderen Greifvögel und Eulen. Alle abhanden gekommenen Hühner und Tauben gehen auf ihr Konto. Mit Tellereisen und Aas als Köder wird nach dem Fang eines Bussards der „Beweis“ der Schädlichkeit erbracht… All die unsinnigen Tiermorde geschehen nur, weil die tatsächlichen Verhältnisse nicht bekannt sind. Diese Menschen sind sich ihrer Verantwortung gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt unserer  Heimat gar nicht bewußt und wissen auch nicht, welchen Schaden sie der Volkswirtschaft dadurch zufügen. Den wenigen Haushühnern und Haustauben stehen viele Zehntausende Feldmäuse gegenüber, die der Landwirtschaft unabsehbaren Schaden gebracht hätten…Der Bussard gehört wie jedes andere Lebewesen in die Natur und leistet seinen Beitrag zur Erhaltung des biologischen Gleichgewichts. Durch stete Verfolgung einer Tierart hat der Mensch die Natur schon oft aus dem Gleichgewicht gebracht. Massenvermehrungen ihrer Beutetiere waren die Folge, da sie keine natürlichen Feinde mehr hatten. Mit chemischen und mechanischen Mitteln werden sie nun bekämpft, um wirtschaftlichen Schaden zu mindern oder zu beseitigen. Der Mensch hat sich also selbst zusätzliche Arbeit aufgebürdet. Auf den Mäusebussard übertragen heißt das: Seine Dezimierung bedeutet günstigere Vermehrungsmöglichkeiten der Feldmaus.“

Buteo buteo; Buzzard; Mäusebussard; birds; falconiformes; flight; flug; greifvögel; pröhl; raptors; vögel

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)
  • Birdlife International. 2017. Buteo buteo (geänderte Fassung von 2016 Beurteilung). Die IUCN Rote Liste gefährdeter Arten 2017: e.T61695117A119279994. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T61695117A119279994.en . Heruntergeladen am 7. Oktober 2018 (8)

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