Der Kaffernadler

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Kaffernadler zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Aquila verreauxii
Englisch:   Verreaux’s Eagle
Französisch:   Aigle de Verreaux
Schwedisch:   klippörn
Spanisch:   Águila Cafre
Italienisch:   Aquila di Verreaux
Russisch:   Кафрский орёл

Aquila verreauxii, Kaffernadler, Verreaux's Eagle, Black Eagle, vögel, birds, greifvögel, Accipitriformes, raptors, adler, eaglePorträt Kaffernadler

„Dieser größte Adler des Westpaläarktis … ist nach dem französischen Naturforscher und Sammler Jules Pierre Verreaux (1808 – 1873) benannt. Im Deutschen wäre der Name ‚Schwarzadler‘ oder ‚Klippenadler‘ gemäß den niederländischen, polnischen, schwedischen bzw. südafrikanischen Benennungen passender als der Name ‚Kaffernadler‘, weil ‚Kaffern‘ die arabische Bezeichnung für ‚Ungläubige‘ ist.“ (2)

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Bestand und Verbreitung des Kaffernadlers

Brütende Kaffernadler sind in der Westpaläarktis eine absolute Seltenheit mit vereinzeltem Auftreten im nordafrikanischen Raum.

Die vermutlich nördlichsten Vorkommen von Kaffernadler befinden sich auf der südöstlichen arabischen Halbinsel im Yemen und Oman sowie in Ägypten im Gebel Elba Nationalpark an der sudanesischen Grenze. Noch weiter nördliche Vorkommen in den Red Sea Mountains und auf dem Sinai sind heutzutage dagegen ungewiss.

Das Hauptverbreitungsgebiet liegt im östlichen und südlichen Afrika, wo Brutdichten bis zu 10 Paaren je Quadratkilometer erreicht werden.

Während die Art in Nordafrika nur in menschenleeren Gebirgswüsten vorkommt, werden südlicher trockene Savannen der Fels- und Gebirgsregionen bis in Höhen von über 5000 m besiedelt.

Ein Verbreitungsschwerpunkt im östlichen Afrika liegt in Äthiopien. Dort lebt die Art entlang des afrikanischen Grabenbruchs, in den Semien und Bale Mountains sowie den Canyons des Äthiopischen Hochlands. Dort wo es Felsen und Beutetiere gibt, kommt der Kaffernadler in Äthiopien aber auch außerhalb dieser Schwerpunktgebiete vor, z.B. im Somaliland.

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Über die Gesamtpopulation der Art bestehen nur sehr vage Schätzungen, die sich um weinige 10.000 Individuen bewegen.  Die Populationsentwicklung scheint stabil zu sein

Fortpflanzungsverhalten des Kaffernadlers

Mit etwa 4 Jahren erreichen Kaffernadler ihre Geschlechtsreife.

Die Brutzeit der westpaläarktischen Vorkommen fällt in unsere mitteleuropäischen Wintermonate und beginnt im nordafrikanischen Raum etwa um die Jahreswende mit beeindruckenden Balzflügen.

Die meist sehr umfangreichen Horste (bis 2,40 cm Durchmesser und fast 2 m Höhe) werden fast immer auf freistehenden Felsen errichtet. Die durchschnittliche Gelegegröße liegt bei 2 (1 – 3) Eiern. Diese werden zwar von beiden Altvögeln bebrütet; allerdings mit einem deutlich größeren Anteil des Weibchens.

Nach etwa 44 – 46 Tagen schlüpfen dann die Jungvögel, von denen normalerweise nur eines überlebt (Kainismus).

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Die anschließende Nestlingszeit erstreckt sich danach über fast hundert Tage. Anschließend werden die Jungvögel noch bis zu einem halben Jahr von den Altvögeln betreut, bevor sie das Revier ihrer Eltern endgültig verlassen.

Das Höchstalter des Kaffernadlers wird auf 53 – 61 Jahre geschätzt.

Nahrung des Kaffernadlers

Nur wenige andere Greifvögel sind so spezialisiert auf die Jagd nach einer einzelnen Beutefamilie wie die Kaffernadler.

Zwei Arten machen deutlich mehr als die Hälfte (oft mehr als 90%) ihrer Nahrung aus:  Klippschliefer (Procavia sp.) und Buschschliefer (Heterohyrax sp.).

Daneben werden noch andere kleine Säugetiere  sowie Vögel und Schildkröten erbeutet. Aas wird von den Vögeln nur sehr selten aufgenommen.

Die Jagd der Kaffernadler erfolgt  häufig paarweise, wobei ein Altvogel die potentiellen Beutetiere aufscheucht und ablenkt, während der  Partner im verdeckten Überraschungsanflug Beute zu schlagen versucht.

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Gefährdung und Schutz des Kaffernadlers

In der Nähe menschlicher Siedlungen werden Kaffernadler auch heute noch verfolgt. Da sie aber kaum Aas aufnehmen, ist die Gefahr durch vergiftete Köder nicht so groß wie bei vielen anderen Greifvogelarten.

Da die Art außerdem vor allem unwegsame, gebirgige, somit landwirtschaftlich nicht nutzbare Gebiete bewohnt, scheint sie zurzeit nicht gefährdet.

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)
  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)
  • Eagles of Afrika, Johann Knobel, Sunbird Publishers 2012
  • African Raptors, William S. Clark and Rob Davies, Helm Identification Guides 2018
  • Dietmar Nill, Torsten Pröhl, Dr. Einhard Bezzel: Adler – Mächtige Jäger – Symbole der Freiheit.  BLV Buchverlag GmbH & Co,  2012  (5)
  • Birdlife International Aquila verreauxii . Die IUCN Rote Liste gefährdeten Arten 2016: e.T22696067A95221980. 19. Februar 2020 https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22696067A95221980.en