Der Steinadler

Im folgenden Abschnitt haben wir für Sie interessante Informationen über den Steinadler  zusammengestellt. Illustriert wurden die Texte mit Fotos von fokus-natur.de.

Lateinisch:   Aquila chrysaetos  
Englisch:   Golden Eagle  
Französisch:   Aigle royal  
Schwedisch:   kungsörn  
Spanisch:   Águila Real  
Italienisch:   Aquila reale  
Russisch:   Беркут  

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Historisches zum Steinadler

„Er ist die größte und stärkste, auch am gedrungensten gebaute der echten, eigentlichen Adlerarten, der Beizvogel aller innerasiatischen Reitervölker, der Held der Fabel und das Urbild des Wappentiers, das Sinnbild der Kraft und Stärke….In unserem Vaterlande horstet er gegenwärtig einzig und allein im bayrischen Hochgebirge. In den dreißiger, selbst in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts war das anders, da durfte man den Steinadler noch mit Bestimmtheit zu den Brutvögeln Ost-, Süd- und Mitteldeutschlands zählen. “ A.E.Brehm (7)

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Das Zitat zeigt uns, dass auch der Steinadler, wie viele seiner Greifvogelverwandten den negativen Einflüssen menschlichen Handelns fast vollständig zum Opfer gefallen wäre. Fang, Bejagung und Vergiftung  als „Jagdkonkurrent“ oder Feind der Haustiere rottete die Art bereits im 17. Jahrhundert in Sachsen und Thüringen aus. 1816 verschwand sie dann auch aus dem Schwarzwald, 1865 aus Mecklenburg und 1876 aus Brandenburg. Seit Ende des 19. Jahrhunderts brüteten Steinadler in Deutschland dann ausschließlich noch in den Bayerischen Alpen.  

Neben der systematischen Verfolgung waren es zunehmend Umweltgifte, die die Art in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts an den Rand der Ausrottung brachten.

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Bestand und Verbreitung des Steinadlers

Durch strenge Schutzmaßnahmen und das Verbot problematischer Umweltchemikalien konnte ab Mitte der 1970er Jahre der Negativtrend endlich gestoppt werden. Seitdem haben sich die Bestände in weiten Teilen des Verbreitungsgebietes wieder erholt. Allein in der Alpenregion brüten heute wieder um die 1200 Paare. In Skandinavien –  mit derzeit etwa 2000 Brutpaaren –  konnten sogar erstmals Bruten in den Agrarlandschaften des Flachlandes nachgewiesen werden.  Allerdings erwägt Norwegen, auf Druck der Rentierzüchter die sogenannte „kontrollierte Jagd“ zu bestimmten Zeiten, zur Vermeidung von „Schäden“ wieder zu erlauben.

Das gesamte Verbreitungsgebiet des Steinadlers ist sehr groß und erstreckt sich von Westeuropa und Nordafrika bis nach Kamtschatka und Japan. Ebenfalls besiedelt sind Alaska, Kanada, die westliche USA und Mexiko. Für diesen Bereich wird derzeit von fünf (event. sogar sechs) Unterarten ausgegangen. In Europa kommt neben der Nominatform  A.c.chrysaetos  auf der Iberischen Halbinsel und auf einigen Mittelmeerinseln noch die etwas kleinere Art A.c. homeyeri vor (außerdem auch in Nordwestafrika und Kleinasien). Die weltweit südlichste Population hat sich als Eiszeitrelikt in den Äthiopischen Bale-Bergen erhalten. Die Art lebt dort parallel mit dem Kaffernadler (Aquila verreauxii), der sie normalerweise im Süden vertritt. Zur Unterartzugehörigkeit der kleinen Bale-Mountain-Population ist derzeit noch nichts bekannt.

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Weltweit gesehen wird der Bestand des Steinadlers von der IUCN (8) auf etwa 300.000 Tiere geschätzt; für Europa auf 9300 – 12 300 Paare und als stabil eingestuft. Daher wird die Art derzeit als „nicht gefährdet“ geführt.

Mit Flügelspanweiten um zwei Meter gehören Steinadler zu den großen Arten der Gattung Aquila. Geschlechtsdimorphismus ist auch bei dieser Art typisch: Größe Weibchen – 90 bis 100 cm; Größe Männchen – 80 bis 90 cm; Gewicht Weibchen – ca. 5200 g; Gewicht Männchen – ca. 3800 g. Von der bei Altvögeln recht einheitlich braunen Grundfärbung hebt sich der goldgelbe Nacken deutlich ab.

Fortpflanzungsverhalten des Steinadlers

Ihre Geschlechtsreife erreichen die Vögel wohl nicht vor dem fünften Lebensjahr. Nach der Paarbildung leben sie meist in einem gemeinsamen Revier ein Leben lang in monogamer Dauerehe. Die Brutsaison wird oft bereits im Januar mit imposanten Flugspielen (Girlandenflug) eingeleitet. Die Horststandorte liegen dann oft in steilen, unzugänglichen Felswänden oder auf frei anfliegbaren hohen Altbäumen. Besonders Felshorste können bei langjähriger Nutzung beeindruckende Ausmaße erreichen. Breiten über 2 m und Höhen um 3 m sind durchaus möglich.

Ende März werden meist zwei Eier abgelegt, die danach etwa 6 Wochen, in erster Linie vom Weibchen, das vom Männchen mit Futter versorgt wird,  bebrütet werden. Kainismus tritt auf, ist aber nicht die Regel. Bei etwa einem Viertel der erfolgreichen Bruten kommen beide, ausnahmsweise drei Jungvögel nach 65 bis 85 Tagen zum Ausfliegen (2).

In Freiheit wurde für Aquila chrysaetos durch Beringung ein Lebensalter von mehr als 30 Jahren nachgewiesen.

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Beute des Steinadlers

Die Nahrung der sehr kräftigen Adler ist entsprechend des riesigen Verbreitungsgebietes sehr vielfältig. In erster Linie sind es Säugetiere und  Vögel zwischen 0,5 und 4 kg. In den Alpen bilden in den Sommermonaten  Murmeltiere den Hauptteil der Nahrung. Es werden aber durchaus auch  Reptilien, Fische und  Amphibien erbeutet und auch regelmäßig Fallwid aufgenommen. Die Jagd erfolgt dabei vorrangig aus dem niedrigen Suchflug oder dem Ansitz. Ausnahmsweise wurde auch das Ergreifen von Kormoranen im Flug beobachtet.

Im Süden des europäischen Verbreitungsgebietes wurde außerdem beobachtet, dass Steinadler, genau wie Bartgeier, Landschildkröten aus großer Höhe auf Felsen fallen lassen, um deren Panzer zu öffnen.

Quellenangaben:
  • Theodor Mebs; Daniel Schmidt: Greifvögel Europas – Biologie – Bestandsverhältnisse – Bestandsgefährdung. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart  2012  (1)

  • Theodor Mebs: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Biologie – Kennzeichen – Bestände. Franckh-Kosmos Verlag,  2. Auflage 2014  (2)

  • Alfred Brehm:  Brehms Tierleben, 3. Band  – Die Vögel ;  Bibliografisches Institut, Leipzig und Wien, 1921 (7)

  • IUCN 2014. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.2. . Downloaded on 2017 (8)